Meine bevorzugten Materialien: Werkzeuge der Schöpfung
Als Künstlerin bin ich immer wieder fasziniert von den Werkzeugen und Materialien, die mir zur Verfügung stehen. Jedes hat seinen eigenen Charakter, seine eigenen Eigenheiten, die sich direkt auf das Werk auswirken.
Das richtige Material ist wie eine Verlängerung der eigenen Hand und der eigenen Kreativität. Für mich ist es ein wichtiger Teil des kreativen Prozesses, mit unterschiedlichen Werkzeugen zu arbeiten und dabei immer neue Techniken zu entdecken.
Im Folgenden möchte ich dir meine bevorzugten Materialien vorstellen, die ich bei meinen Zeichnungen und Bildern am meisten schätze.
Der Bleistift ist und bleibt eines meiner liebsten Werkzeuge, wenn es um präzise und detailreiche Zeichnungen geht. Besonders die weichen Grade wie B, 2B, 4B und 6B bieten mir die Möglichkeit, sowohl feine Linien als auch kräftige Schattierungen zu setzen. Diese Bleistiftgrade lassen sich wunderbar verwischen und erzeugen so schöne Übergänge und sanfte Texturen.
Die härteren Grade wie H oder 2H benutze ich seltener, da sie eine leichtere, schärfere Linie hinterlassen. Doch auch die weichen Bleistifte sind nicht ohne Herausforderung: Es ist eine Kunst, die richtigen Nuancen und Schattierungen zu finden, um tiefe und Realismus in eine Zeichnung zu bringen.
Besonders gerne arbeite ich auch mit Druckbleistiften, vor allem, wenn ich unterwegs bin. Sie sind praktisch und liefern immer die gleiche Linie, ohne dass ich den Bleistift immer wieder anspitzen muss. So kann ich auch im Freien, im Café oder beim Spaziergang schnell Skizzen machen, die mir später als Grundlage für größere Werke dienen.
Ein weiteres Werkzeug, das ich in meinen Zeichnungen gerne verwende, ist die Feder. Ich besitze verschiedene Federn, die sich je nach Bild und Stil unterschiedlich einsetzen lassen. Feste Spitzen eignen sich hervorragend für klare, präzise Linien, während flexible Spitzen die Möglichkeit bieten, dynamische, ausdrucksstarke Striche zu setzen.
Die Kombination von Zeichentusche oder schwarzer Chinatusche mit der Feder verleiht meinen Zeichnungen eine besondere Tiefe und Klarheit. Durch die unterschiedlich stark aufgebrachte Tusche entstehen faszinierende Kontraste, die das Bild lebendig wirken lassen. Federn erlauben es mir, mit fast jeder Linie eine neue Dimension der Ausdruckskraft zu erlangen, und ich liebe es, wie sie sowohl filigran als auch kräftig sein können – je nachdem, wie ich die Feder führe.
Der Fineliner ist mein Werkzeug der Wahl, wenn es darum geht, schnelle Zeichnungen zu machen, bei denen ich klare und scharfe Linien brauche. Ich benutze ihn besonders dann, wenn ich detailreiche Skizzen anfertige oder schnelle, prägnante Entwürfe zeichnen möchte. Allerdings ist die Strichbreite des Fineliners im Vergleich zu anderen Werkzeugen nicht so vielseitig. Daher nutze ich ihn nur dann, wenn die Zeichnung klar und präzise sein muss. Es ist eine großartige Möglichkeit, bestimmte Details hervorzuheben oder Strukturen zu betonen, ohne den Fluss der Zeichnung zu unterbrechen.
Wenn ich es mit farbigen Zeichnungen zu tun habe, ist meine bevorzugte Technik die Arbeit mit Pastellkreiden. Sie bieten eine enorme Farbintensität und ermöglichen mir, sehr ausdrucksstarke Werke zu schaffen. Besonders die dunkleren Töne sind es, die für mich eine gewisse Kraft und Tiefe in meinen Bildern erzeugen. Ich bevorzuge hochwer- tige Pastellkreiden, weil sie besser auf dem Papier haften und leuchtendere Farben erzeugen.
Papier spielt ebenfalls eine entscheidende Rolle. Besonders bei der Arbeit mit Pastellkreiden muss das Papier robust und von guter Qualität sein, da zu weiches oder minderwertiges Papier die Kreide nicht gut aufnimmt und die Farben nicht so zur Geltung kommen. Bei hochwertigem Papier bleibt die Farbe satt und intensiv und ermöglicht mir, feinste Details zu arbeiten, ohne dass die Kreide verwischt oder abblättert.
Die Wahl des richtigen Materials ist für mich als Künstler mehr als nur eine praktische Entscheidung – es ist ein Ausdruck meiner eigenen kreativen Reise. Jedes Werkzeug hat seinen eigenen Charakter und bietet unterschiedliche Möglichkeiten, sich auszudrücken. Aber letztlich geht es nicht nur um das Werkzeug oder die Technik – es geht um den Prozess, das Eintauchen in die kreative Welt und das Ausdrücken der eigenen Gedanken und Gefühle.
Die Vielfalt an Materialien, die wir als Künstler zur Verfügung haben, eröffnet uns unzählige Wege, unsere Kreativität zu entfalten. Und genauso, wie jeder Künstler seinen eigenen kreativen Weg geht, sollte auch jeder kreativ bleiben – sich nicht verbiegen lassen und auf die Vielfalt der Ideen setzen, die uns zu einzigartigen Kunstwerken führen. So wird der Tisch der Kunst nie leer, sondern bleibt reich gedeckt mit unendlich vielen kreativen Möglichkeiten, die nur darauf warten, entdeckt zu werden.
Bleibt also authentisch, setzt euch mit euren eigenen Ideen auseinander und erschafft Kunst, die von Herzen kommt – für euch selbst und für die Welt da draußen. Die Vielfalt der Kunst ist das, was sie lebendig hält. Und zu guter Letzt: Jeder Strich, jede Farbe, jede Linie zählt – und trägt dazu bei, dass die Kunst weiterhin blüht. Das gilt natürlich auch für alle anderen Kunstrichtungen und kreativen Berufen.
Niemand sollte den kreativen Prozess in anderen Berufen unterschätzen!
Als Künstler ist es nicht nur die kreative Idee oder der Ausdruck, der zählt, sondern auch die Werkzeuge, mit denen ich diese Ideen umsetze. Es sind die Materialien, die in meinen Händen zum Leben erweckt werden, die mir helfen, die Visionen und Emotionen, die in mir brodeln, in Bildern festzuhalten. Im Laufe der Jahre habe ich eine Auswahl an Zubehör entwickelt, die für mich unverzichtbar geworden ist. Jedes Material hat seinen eigenen Charakter und trägt auf seine Weise zum kreativen Prozess bei. Manche Werkzeuge sind für feine Details, andere für große, expressive Flächen. Einige helfen mir, Farben zu formen, andere, sie zu zähmen. Jedes dieser Werkzeuge ist wie ein Partner in meiner künstlerischen Reise.
Ein wichtiges Zubehör, das ich in meiner Arbeit sehr schätze, sind Schwämme. Sie sind unersetzlich, besonders wenn es um die Aquarelltechnik geht, aber auch in der Pastellzeichnung bieten sie fantastische Möglichkeiten.
Für meine Aquarelle benutze ich Viskoseschwämme und Naturschwämme in verschiedenen Größen. Die kleinen Schwämme eignen sich hervorragend, um feine Details wie Blattwerk und Sträucher darzustellen. Sie ermöglichen es mir, mit einer weichen, fast zarten Textur zu arbeiten, die den Aquarellen eine besondere Leichtigkeit verleiht. Die größeren Schwämme hingegen sind perfekt, um überschüssige Farbe aufzunehmen oder sanfte Übergänge zu schaffen. Es ist wie eine Verlängerung der Hand präzise und doch fließend. In der Pastellzeichnung arbeite ich mit Steckschwämmen und Softschwämmen. Diese sind ideal zum Verblenden und Verwischen der Pastellkreiden. Sie ermöglichen es mir, die Farben sanft miteinander zu verschmelzen und dabei neue, harmonische Übergänge zu schaffen. Ab und zu greife ich auch zum Zimoccaschwamm, der eigentlich für Drucktechniken genutzt wird, aber für mich als extra flexibles Werkzeug zur Feinheit der Texturen auch in der Malerei sehr hilfreich ist.
Pinsel sind für mich nicht nur Werkzeuge, sondern wahre Zauberstäbe, mit denen ich sowohl Sanftheit als auch Präzision in meine Werke bringe. Besonders für die Aquarelle und Tuschezeichnungen nutze ich eine Vielzahl von Pinseln, je nach dem, was die Technik und das gewünschte Ergebnis erfordern.
Für feine Schattierungen oder kleine Details benutze ich meist Kunsthaarpinsel in den Größen 0 bis 2. Diese Pinsel bieten die perfekte Kontrolle und ermöglichen mir, auch die feinsten Linien zu ziehen. Für größere Flächen oder kräftigere Striche greife ich auf größere Pinsel mit schöner Spitze zurück, in den Größen 6 bis 10. Mit diesen Pinseln kann ich breite, fließende Übergänge malen oder eine ganze Fläche schnell ausmalen, ohne die Details zu verlieren. Die Wahl des Pinsels ist entscheidend, weil sie den Fluss und die Textur der Farbe beeinflusst. Je nachdem, wie ich den Pinsel führe, kann ich sanfte Aquarellstrukturen erzeugen oder die klare Linie einer Tuschezeichnung setzen. Pinsel sind wie ein Dialog zwischen mir und dem Papier – jeder Strich ein neuer Ausdruck, jede Bewegung eine neue Idee.
Papier ist nicht nur der Träger meiner Zeichnungen und Bilder, sondern auch ein wesentlicher Bestandteil meiner Arbeit. Es bestimmt, wie die Farbe auf der Oberfläche reagiert, wie sie aufgesogen wird und welche Texturen und Effekte entstehen. Ich bevorzuge starke Papiere oder Karton mit einer festen, aber nicht zu weichen Oberfläche. Glatte Papiere nutze ich für ruhige Tuschezeichnungen, auf denen jede Linie klar und präzise zur Geltung kommt. Raueres Papier hingegen eignet sich perfekt für lebendige und expressive Zeichnungen, bei denen die Struktur des Papiers die Wirkung des Bildes verstärkt und zusätzliche Tiefe gibt.
Für Aquarell- oder Tuschezeichnungen achte ich darauf, dass das Papier die Farbe nicht zu stark aufsaugt. Es darf sich nicht wellen oder verziehen, während ich arbeite, da dies den gesamten Fluss der Arbeit stören würde. Besonders bei Aquarellen ist es wichtig, das richtige Feuchtigkeitsverhältnis zwischen Papier und Farbe zu finden, um die Farben optimal zur Geltung zu bringen. Grobes Aquarellpapier verwende ich eher selten, da es eine zu starke Struktur aufweist und die weichen Übergänge stört.
Für mich gehört ein guter Radierer ebenso zu den wichtigsten Werkzeugen, wie der Bleistift, selbst. Mein Lieblingsradierer ist der Knetgummi. Er lässt sich beliebig verformen und ermöglicht es mir, Details herauszuarbeiten, ohne das Papier zu beschädigen. Außerdem kann ich mit ihm sanfte Übergänge schaffen oder Lichtpunkte setzen, was besonders bei dunklen Zeichnungen von Bedeutung ist. Natürlich besitze ich auch eine Vielzahl anderer Radierer – vom präzisen Korrekturradierer bis hin zu größeren Radierern, die in der Lage sind, größere Flächen zu bearbeiten.
Ein wichtiger Tipp, den ich gerne teile: Radierer sollten keine Krümel hinterlassen. Wenn sie dies tun, wird die Zeichnung unnötig verschmutzt, und der feine Duktus geht verloren.
Für den Anspitzer greife ich meist zu einem Cuttermesser, da es mir eine besonders präzise Spitze ermöglicht. Für verschiedene Stiftearten habe ich jedoch auch eine Auswahl an traditionellen Anspitzern, je nachdem, welchen Effekt ich erzielen möchte.
Es gibt noch viele weitere Werkzeuge und Materialien, mit denen ich gearbeitet habe. Vom Spachtel zum Auftragen von Farben bis hin zu Lackierungen und Texturen für besondere Effekte – die Auswahl ist riesig.
Ich könnte wirklich seitenweise über all die verschiedenen Materialien schreiben, mit denen ich experimentiert habe. Doch was wirklich zählt, ist, dass jedes Werkzeug mir hilft, meine kreativen Ideen umzusetzen und weiter zu wachsen.
Jedes Material und jedes Zubehörstück trägt dazu bei, meine Kunst in ihrer Vielseitigkeit und Komplexität zu erweitern. Sie sind die Verlängerung meiner kreativen Hand, und je mehr ich mit ihnen arbeite, desto mehr lerne ich über ihre Möglichkeiten und Grenzen. Aber letzten Endes ist es immer das künstlerische, das entscheidet, was aus einem Werk wird. Die Materialien sind nur ein Teil des Prozesses, der wahre Wert liegt in der Idee, die ich mit ihnen umsetze. Und so bleibe ich neugierig, experimentiere mit neuen Werkzeugen und lasse mich von der Faszination der Kunst immer wieder aufs Neue anregen.
Moni Paulick
© Moni Paulick / Kunst und Märchen / moni-paulick.de